PKV Beitragserhöhung – was nun?

Im Laufe der Jahre steigen die Beiträge der privaten Krankenversicherungen (PKV) stark an. Die regelmäßigen Beitragserhöhungen führen gerade für langjährig Versicherte oftmals zu hohen finanziellen Belastungen.

Aus diesem Grund kann es sinnvoll sein gegen die Beitragserhöhungen anzugehen. Ein vorschnelles Handeln, aufgrund der Verärgerung über die steigenden Beiträge, kann Sie allerdings später auch teuer zu stehen kommen.

1. Wie kann ich mich gegen eine Beitragserhöhung wehren?

Folgende 4 Möglichkeiten stehen zur Verfügung, um einer Beitragserhöhung entgegen zu wirken:

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Widerspruch gegen die Beitragsanpassung

Sie können die Rechtmäßigkeit der Beitragserhöhung prüfen lassen. Dazu sollten Sie einen Rechtsanwalt kontaktieren. Eine nicht ausreichende Begründung der Beitragserhöhung kann beispielsweise zur Nichtigkeit führen. In den letzten Jahren fielen einige Urteile pro Kläger aus. Jedoch gelten diese Urteile ausschließlich zwischen dem Klagenden und der Versicherung und sind nicht für alle PKV-Versicherten der entsprechenden Gesellschaft gültig. Das Handelsblatt beurteilt in einem Fachartikel zum Thema „Klagen gegen die Prämienerhöhung“ die Erfolgschancen.

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Wechsel der privaten Krankenversicherung

Der Wechsel in eine private Krankenversicherung bei einer anderen Gesellschaft erfordert eine komplett neue Gesundheitsprüfung, zudem steigen Sie mit einem höheren Einstiegsalter ein und verlieren den Anspruch auf einen Großteil ihrer Altersrückstellungen. Aufgrund dieser Nachteile sollten langjährig Versicherte einen solchen PKV-Wechsel keinesfalls durchführen.

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Optimierung des bestehenden Tarifes (innerhalb der Gesellschaft)

Sie sind schon über 10 Jahre in Ihrer privaten Krankenversicherung? In diesem Fall bietet es sich an zu prüfen, ob ein PKV-Tarifwechsel auf der Basis ihrer derzeitigen Leistungen zu einer geringeren Prämie innerhalb ihrer Gesellschaft sinnvoll ist. Diese Möglichkeit ist im Versicherungsvertragsgesetz (§204) verankert. Ein Tarifwechsel innerhalb ihrer Gesellschaft kann für Sie eine sehr attraktive Option sein, da Sie keinerlei erworbenen Rechte verlieren (Einstiegsalter, Gesundheitszustand und Altersrückstellungen) und dennoch in vielen Fällen deutliche Prämieneinsparungen möglich sind. Die Krankenversicherungsgesellschaften bringen immer wieder neue Tarife auf den Markt, die ggf. mit ihren aktuellen Leistungen vergleichbar sind, jedoch zu günstigeren Konditionen angeboten werden. So gibt es bis zu 600 Tarife pro Krankenversicherer. Hier können Sie sofort prüfen, ob durch einen Wechsel des Tarifes für Sie innerhalb ihrer Versicherung eine Prämieneinsparung möglich sein könnte.

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Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse

Eine Rückkehr in eine gesetzliche Krankenkasse(GKV)ist bei Selbstständigen und Freiberuflern nur bei einem Statuswechsel ins Angestelltenverhältnis möglich. Zudem muss das Bruttoeinkommen im Angestelltenverhältnis unter die Jahres­arbeits­entgelt­grenze von 66.600 Euro (Stand 2023) liegen. Dies gilt auch für Angestellte in der PKV: Sinkt das Bruttoeinkommen unter die Jahres­arbeits­entgelt­grenze kommt es zur Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenkasse (§ 5 Abs. 1 SGB V). Dies gilt jedoch generell nicht für PKV-Versicherte, die älter als 55 Jahre sind (unabhängig, ob Sie Selbständiger, Freiberufler oder Angestellter sind).  Hinsichtlich der GKV gilt es allerdings auch zu bedenken, dass der Höchstbeitrag im Jahr 2023 inkl. dem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,6 Prozent und der Pflegepflichtversicherung bei 960,09 Euro monatlich liegt (mit Kinder) bzw. bei 977,55 Euro im Monat (ohne Kinder).

2. Warum steigen die Beiträge der privaten Krankenversicherungen?

Auch im medizinischen Bereich wird leider Jahr für Jahr alles teurer. So steigen die Gesundheitskosten in Deutschland Jahr für Jahr deutlich (Behandlungskosten, medizinische Geräte, Medikamente, Krankenhausaufenthalte, etc). Hinzu kommt die derzeit hohe Inflation, das niedrige Zinsniveau und die steigende Lebenserwartung. Diese Mehrkosten müssen die privaten Krankenversicherungen durch Beitragserhöhungen ausgleichen.

3. Wie kommt es zu Beitragsanpassungen bei den privaten Krankenversicherungen?

eider gibt es viele Mythen, wenn es um Beitragserhöhungen privater Krankenversicherungen geht. In der Realität kann eine Beitragsanpassung nicht willkürlich durchgeführt werden, sondern unterliegt strikten gesetzlichen Regelungen.

Jede Krankenversicherungsgesellschaft ist gezwungen ihre Tarife zum Beginn eines jeden Jahres auf alle relevanten wirtschaftlichen Faktoren hin zu kalkulieren. Dazu zählen beispielsweise: Erwartete höhere Leistungsausgaben im medizinischen Bereich, Inflation, Zinseinnahmen und die durchschnittliche Lebenserwartung.

Im Herbst eines jeden Jahres prüft dann ein unabhängiger Treuhänder, der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eingesetzt wird, inwiefern die real entstandenen Kosten im laufenden Kalenderjahr von der vorherigen Kalkulation abweichen. Sind die realen Kosten 10 Prozent höher als zuvor kalkuliert, kommt es zum sogenannten auslösenden Faktor für eine Beitragsanpassung. Das heißt, der Versicherer wird gesetzlich gezwungen die entstandene Finanzierungslücke durch eine Beitragserhöhung zu schließen.

In der Regel erhalten Sie nicht jährlich eine Beitragserhöhung, da der Schwellenwert nicht jedes Jahr überschritten wird. Kommt der auslösende Faktor allerdings zum Tragen, müssen im Zuge der Neuberechnung auch die Veränderungen der Vorjahre berücksichtigt werden.

Bei der Umsetzung der Beitragsanpassungen ist es den Versicherern untersagt individuellen Faktoren zu berücksichtigen. Somit fällt die Erhöhung prozentual für alle im Tarif befindlichen Mitglieder gleich aus, unabhängig vom Alter und dem gesundheitlichen Zustand (nur beim Neueinstieg in eine PKV sind diese beiden Kriterien ausschlaggebend). Zu einer Minderung der Höhe der Beitragsanpassung kann es lediglich im Rentenalter kommen, da die zuvor aufgebauten Altersrückstellungen zur Senkung der Anpassung genutzt wird.

Ebenfalls dürfen Beitragserhöhungen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen nicht zur Gewinnmaximierung von Seiten der PKV-Versicherer genutzt werden. Es wird rein die wirtschaftlich entstandene Lücke geschlossen, ohne dass die Gesellschaft dadurch ihren Gewinn erhöhen darf.

4. Wie hoch waren die Beitragssteigerungen in den letzten 10 Jahren?

Nach einer Untersuchungen des Wissenschaftlichen Institut der PKV (WIP) sind die Beitragsbelastungen von Privatversicherten seit 2013 jährlich um durchschnittlich 2,8 Prozent gestiegen (Quelle: WIP Kurzanalyse November 2022).

Interessant: Die durschnittlichen Beiträge zur gesetzliche Krankenkasse stiegen im Vergleichszeitraum sogar um 0,8 Prozent mehr, als die privaten Krankenversicherungen. Gründe für die Beitragserhöhungen in der GKV sind die Anpassungen der Zusatzbeiträge und der Anstieg der Beitragsbemessungsgrenze.

Ein Blick auf das Jahr 2023: In diesem Jahr werden ca. ein Viertel aller Privatversicherten eine Beitragsanpassung in ihrem Tarif erhalten. Dabei steigen die Versicherungsbeiträge lt. PKV-Verband durchschnittlich um rund 3,7 Prozent.

Bitte beachten Sie, dass die o.g. Werte zu den Beitragserhöhungen der privaten Krankenversicherungen aus der Vergangenheit keine Aussagekraft für die Zukunft haben.

5. Fazit

Die medizinischen Kosten werden in Zukunft steigen, deshalb müssen Sie auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer wieder mit Beitragserhöhungen rechnen.

Vermeiden Sie es unbedingt aus dem Ärger über eine Beitragsanpassung heraus ihren PKV-Vertrag vorschnell zu kündigen. Ein Wechsel in eine andere PKV ist grundsätzlich gerade für langjährig Versicherte mit großen Nachteilen verbunden.

Deutlich sinnvoller ist es für Privatversicherte, die 10 Jahre oder länger in ihrer PKV sind, eine Optimierung innerhalb der Krankenversicherungsgesellschaft anzustreben. Dadurch bleiben alle erworbenen Rechte erhalten und dennoch ist oftmals eine deutliche Prämieneinsparung auf Basis ihrer momentamen Leistungen möglich.

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Wir freuen uns, Sie in Ihrem Anliegen zu unterstützen.

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